Bildung

Steef is nich leew
West Münsterland
Vri-jen hoof i-j gin mense te leren, dat greuit der in as smaak in peren
Achterhoek
Ein Kind is kenn Kind; dat wödd te völl verwennt
Niedergrafschaft Bentheim
Ne Weege dröff nich kold werden
West Münsterland
Kinder und junge Rüüen mott Schlääge hebben
West Münsterland
Den Appel föllt nich wied van 'n Boom
West Münsterland


Steef is nich leew
Stief ist nicht lieb.

Viele Familien haben heute nicht mehr das Standardmodell: Vater, Mutter und ihre gemeinsamen Kinder. Die Stieffamilie ist immer häufiger anzutreffen.
Die betreuenden Eltern sind dann nicht beide auch zugleich die biologischen Eltern. Das passiert, wenn es eine neue Beziehung oder eine Wiederheirat nach einer Scheidung oder dem Tod eines Partners gibt. Etwa 60% der Stieffamilien in den Niederlanden scheitern.
In einer Stieffamilie tauchen Fragen und Probleme leichter auf, als in der traditionellen Familie. Jeder muss sich erst an den anderen gewöhnen. Das gilt für die Eltern: Unter den kritischen Augen der eigenen oder fremder Kinder eine neue Beziehung aufzubauen, kann eine Aufgabe sein. Das gilt auch für die Kinder: Es ist nicht einfach, den neuen Partner von Vater oder Mutter zu akzeptieren, und mit neuen Geschwistern ist man auch nicht sofort gut befreundet.
Doch eine Stieffamilie muss nicht unbedingt problematisch sein. Es gibt auch viele Beispiele für Stieffamilien, die erfolgreich sind. Die „Stiefbindung“ muss aus Geduld und gegenseitigem Vertrauen wachsen.

Dieses Sprichwort ist teilweise wahr.


Vri-jen hoof i-j gin mense te leren, dat greuit der in as smaak in peren
Liebe machen muss man niemandem beibringen, sie wächst in uns wie der Geschmack in der Birne.

Mit anderen Worten: Das kommt von allein.
Es ist ein Irrglaube zu denken, dass Liebe und lustvoller Sex immer zusammengehören.
Man muss lernen, mit Sex und Liebe umzugehen. Es ist weder ein Instinkt noch ein automatischer Prozess. In erster Linie ist Liebemachen eine Fähigkeit. Dafür muss man zunächst seinen eigenen Körper und den seines Partners besser kennenlernen. Viele Menschen haben außerdem festgestellt, dass trotz der Liebe und Zuneigung, die sie für ihren Partner empfinden, das Liebemachen an sich nicht immer befriedigend ist, während es mit jemand anderem, für den sie keine Liebe empfinden, der aber sexuell viel besser ist, manchmal fantastisch sein kann.
Liebe allein ist noch keine Garantie für ein gutes Sexualleben. Deshalb ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche sexuell gut aufgeklärt werden.
Kinder können von ihren Eltern eine Menge über Liebe und Sex lernen. Indem sie darüber sprechen und ein gutes Beispiel für eine liebevolle, offene Beziehung geben, können Eltern ihren Kindern den Wert von Zuneigung und Ehrlichkeit vermitteln. Wenn ein Paar liebevoll miteinander umgeht, lernt das Kind, dass Liebe und Sex auf gegenseitigem Respekt beruhen.

Dieses Sprichwort ist nicht wahr.


Ein Kind is kenn Kind; dat wödd te völl verwennt
Ein Kind ist kein Kind, es ist zu verwöhnt.

Nach dieser Redewendung bekommt ein Einzelkind die ganze Aufmerksamkeit seiner Eltern und muss nie etwas mit einem anderen Kind teilen.
Ob ein Kind verwöhnt wird, hat mehr mit den Erziehungsfähigkeiten der Eltern zu tun als damit, dass es ein Einzelkind ist. Auch Eltern mit mehreren Kindern können ihre Kinder verwöhnen. Ein Einzelkind bekommt vielleicht etwas mehr exklusive Aufmerksamkeit, aber es fehlt ihm die Aufmerksamkeit von Geschwistern.
Teilen lernen kann auch von den Eltern gelehrt werden, außerdem wird das Kind heutzutage in der Kinderkrippe oder im Kindergarten reichlich Gelegenheit dazu haben.

Dieses Sprichwort ist nicht wahr.


Ne Weege dröff nich kold werden
Eine Wiege darf nicht kalt werden.

Kinder sollten dicht beieinander geboren werden, denn wenn der Altersunterschied zu groß ist, können die Kinder wenig miteinander anfangen.
Laut der Publizistin und Pädagogin Marga Schiet können sich jüngere Kinder durch ein Geschwisterkind vom Thron gestoßen fühlen. Ein großer Altersunterschied kann auch Vorteile haben. Ein Ältester, der schon ein eigenes Leben hat, wird ein Baby oft mögen. Kleine Kinder lieben in der Regel ein größeres Geschwisterkind, das sich wiederum über ein jüngeres Kind freut, das zu ihnen aufschaut. Ob Kinder miteinander umgehen, hängt hauptsächlich von ihrem Wesen und ihrem Geschlecht ab.

Dieses Sprichwort ist nicht wahr.


Kinder und junge Rüüen mott Schlääge hebben
Kinder und Jugendliche soll man schlagen oder ihnen eine Ohrfeige geben.

Diesem Sprichwort zufolge ist Schlagen manchmal ein notwendiges Mittel, um Kinder und junge Hunde zu erziehen.
Seit 2007 ist es verboten, Kinder zu schlagen. Damit soll das Risiko von Kindesmissbrauch verringert werden. Schlagen ist oft ein Zeichen von Ohnmacht und wenn es als normale Erziehungsmaßnahme angesehen wird, gerät es leicht außer Kontrolle. Schlagen ist nicht notwendig, denn es gibt viele freundliche Wege, Kindern beizubringen, zuzuhören oder falsche Dinge zu verlernen, so die Pädagogin und Publizistin Marga Schiet. Schlagen kann sich negativ auf die Beziehung zwischen Eltern und Kind auswirken, da das Kind ängstlich wird. Außerdem lernt ein Kind durch Schläge nicht immer, warum seine Eltern wütend sind und was es falsch gemacht hat. Erklärungen zu geben, ist eine viel effektivere Methode.

Dieses Sprichwort ist nicht wahr.


Den Appel föllt nich wied van 'n Boom
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

Dieses Sprichwort besagt, dass wir Verhalten, Persönlichkeit und Vorlieben als Eigenschaften erklären können, die von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben werden. Die pädagogische Forschung legt nahe, dass Eltern (der Baum) beeinflussen, was ihre Kinder (die Äpfel) interessiert, wie sie sich verhalten und wie sie mit anderen interagieren.
Newtons Physik sagt voraus, dass du den Apfel unter ähnlichen Bedingungen tatsächlich in der Nähe des Baumes finden wirst, an dem er gewachsen ist.
Es sind jedoch die Umstände, die dafür sorgen, dass die Stelle, an der der Apfel liegen bleibt, nicht immer dieselbe ist. Und wenn der Apfel auf einen Kieselstein fällt, bekommt er eine Delle. Und was wird aus einem Apfel wenn er eine Woche lang in einem Kuhfladen unter dem Baum gelegen hat.
Obwohl die Gene bestimmen, wie ein Apfel grundsätzlich aussieht und schmeckt, kann die Umwelt dennoch einen großen Einfluss darauf haben. Die Gene sind die Waffe, aber die Umwelt drückt den Abzug. Unsere Gene beeinflussen, mit welcher Veranlagung wir auf die Welt kommen, aber die Umwelt bestimmt, wie diese Gene zum Ausdruck kommen.

Dieses Sprichwort ist teilweise wahr. Soweit die biologische Herkunft des Apfels oder der Kinder eindeutig ist, ist das Sprichwört wohl überwiegend wahr.